Schule soll nicht nur auf Prüfungen vorbereiten, sondern aufs Leben. Doch noch immer ist der Regelunterricht geprägt von starren Strukturen, Prüfungsdruck und veralteten Methoden. Was fehlt, sind Möglichkeiten für die Schüler:innen eigeninitiativ Ideen umzusetzen, Verantwortung zu übernehmen und zu erfahren, was es heißt, gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen – mit einem echten Ergebnis.
An vielen Schulen gibt es schon Modelle und alternative Möglichkeiten, Jugendliche projekt- und praxisorientiert auf ihrem Lebensweg zu unterstützen. Eine Möglichkeit sind Schüler:innenfirmen. Noch nie davon gehört? Nicht verwunderlich, ist das Konzept (leider) noch nicht überall verbreitet. Und das, obwohl es ein sehr wirkungsvolles Lernformat ist.
Wir möchten euch daher acht gute Gründe nennen, warum eine Schüler:innenfirma mehr ist als nur ein nettes Projekt – und warum sie für alle Beteiligten, ob Schüler:innen, Lehrkräfte oder die Schule als Ganzes, einen echten Mehrwert bringt:
PRAKTISCHES LERNEN STATT NUR THEORIE
In einer Schüler:innenfirma erlernen die Jugendlichen wirtschaftliches und gesellschaftliches Wissen sowie projektorientiertes Arbeiten direkt im Tun. Statt nur über dahinterliegende Mechanismen und das theoretische Wissen zu reden, werden eben diese Dinge erlebt: Gründung einer Firma, Marktforschung und Entwicklung von Produkten, Preise kalkulieren, Arbeitsabläufe organisieren, Verkauf und Buchhaltung.
Das ist echtes handlungsorientiertes Lernen – in einem geschützten Rahmen. Neben wirtschaftlichem Denken kann außerdem eine positive Fehlerkultur, Selbstwirksamkeit und Eigeninitiative gefördert werden. Als anerkanntes Schulprojekt bieten Schüler:innenfirmen den Jugendlichen die Möglichkeit, ihre Stärken und Kompetenzen praktisch zu erfahren und zu erweitern.
VERANTWORTUNG ÜBERNEHMEN UND ENTSCHEIDUNGEN TREFFEN
In einer Schüler:innenfirma lernen die Jugendlichen, was echte Verantwortung bedeutet: Wer zu spät liefert, verliert Kund:innen. Wer falsch kalkuliert, macht Verlust. Wer die Zielgruppe und ihre Bedürfnisse gut versteht, erfährt positives Feedback.
Die Schüler:innen erleben Selbstverantwortung und Konsequenzen, was ein zentraler Schritt zu mehr Selbstständigkeit in allen Lebensbereichen ist.
STÄRKEN ENTDECKEN UND ROLLEN AUSPROBIEREN
Marketing, Buchhaltung, Produktion, Verkauf – in einer Schüler:innenfirma gibt es verschiedenste Abteilungen, in denen alle ihren Platz finden können. Die Jugendlichen können so unterschiedliche Abteilungen durchlaufen und währenddessen ihre Stärken entdecken, Neues ausprobieren, herausfinden, was ihnen liegt und wie sich ihre Fähigkeiten im Team ergänzen.
MOTIVATION DURCH ECHTE RELEVANZ
Schüler:innen fehlt oft der Sinn hinter dem Lernen, es erscheint zu abstrakt. Für sie ist selten erlebbar, wie und wozu sie das Gelernte außerhalb von Unterricht und Prüfungen anwenden. In einer Schüler:innenfirma lassen sich unterschiedlichste Fächer und Kompetenzen verbinden: Mathe erscheint nicht mehr so abstrakt, wenn es um konkrete Preiskalkulation geht. Für zielgruppengerechte Werbetexte braucht es viele Kenntnisse aus dem Deutschunterricht. Und Kunst und Informatik helfen bei der Erstellung eines Webshops oder eines Social Media Accounts.
In einer Schüler:innenfirma bekommt Lernen einen konkreten Zweck – und das motiviert. Nicht nur für die nächste Prüfung lernen, sondern das Erlernte tatsächlich und kreativ anwenden.
(SOZIALE) KOMPETENZEN STÄRKEN
Wer gemeinsam eine Schüler:innenfirma führt und gestaltet, muss kommunizieren, organisieren, diskutieren, Konflikte lösen und Herausforderungen überwinden. Lehrkräfte stehen dabei als Mentor:innen zur Seite und stellen sicher, dass die Schüler:innen zukunftsrelevante und soziale Kompetenzen in einem geschützten Rahmen erlernen können: Teamarbeit, Konfliktlösung, ein guter Umgang miteinander.
BERUFSORIENTIERUNG IN DER PRAXIS
Eine Schüler:innenfirma bietet ein ideales Spielfeld, um bereits in der Schule herauszufinden, was den Jugendlichen Spaß macht, wonach sie später ihr Praktikum oder ihre Ausbildung fundierter auswählen können. So kann auch Berufliche Orientierung ganz praktisch erlebt werden. Statt theoretischer Tests oder kurzen Praktika erleben die Jugendlichen langfristig:
- Welche Aufgaben liegen mir?
- Was macht mir Spaß? Was macht mir keinen Spaß?
- Wo will ich mich weiterentwickeln?
- Wo habe ich starke Herausforderungen?
Konkrete Berufsbilder und -felder werden dadurch greifbarer und die beruflichen Interessen klarer.
SELBSTBEWUSSTSEIN UND SELBSTWIRKSAMKEIT
Idealerweise stammt die Idee für eine Schüler:innenfirma von den Schüler:innen selbst. Aber selbst wenn nicht, die Schüler:innen erleben das Gefühl von „Ich kann was bewegen und bewirken“. Sie entwickeln eigene Ideen und setzen sie um, sie erleben Herausforderungen und finden Lösungen dafür, sie machen Fehler und lernen daraus. All das stärkt sowohl das Selbstbewusstsein als auch die Selbstwirksamkeit und hilft den Jugendlichen dabei, vom Reden ins Machen zu kommen.
SCHULE ALS LEBENSORT
Eine Schüler:innenfirma bietet das Potenzial an Schule direkt etwas zu verändern – und so das Klima positiv zu beeinflussen. Identifizieren sich die Jugendlichen mit ihren Projekten, steigt die Motivation. Verändern sie an der Schule aktiv etwas zum Positiven, erleben sie Wertschätzung. Lehrkräfte fungieren in der Schüler:innenfirma zudem mehr als begleitende Mentor:innen und begegnen den Schüler:innen auf Augenhöhe. Schule wird so von einem reinen Lern- zu einem Lebensort, der von den Jugendlichen aktiv mitgestaltet werden kann, an dem sie sich ausprobieren und wachsen können.
FAZIT
Schüler:innenfirmen sind kein Allheilmittel, aber etwas, das Schule erlebbarer macht, wenn sie junge Menschen ernst nimmt und in ihren Kompetenzen fördern möchte. Sie ermöglicht es Jugendlichen, Kompetenzen im Tun zu entdecken und weiterzuentwickeln, Selbstbewusstsein und Selbstwirksamkeit zu erfahren.
Ihr habt Interesse entwickelt? Wir unterstützen euch gern in der Gründung und Weiterentwicklung von Schüler:innenfirmen. Schreibt uns über: bsu@dkjs.de